Namibia
Gamsberg
Der von der Gästefarm Hakos nur etwa 40 km (Luftlinie) entfernte Gamsberg ist mit 2.347 m Höhe der dritthöchste Berg Namibias. Er ist von weither sichtbar und wegen seines markanten Gipfelplateaus unverwechselbar. Links vorgelagert sieht man den Kleinen Gamsberg.
Eine Fahrt auf den Gamsberg wird von der Gästefarm Hakos als ca. sechsstündiger Ausflug angeboten und gehört zu den eindrucksvollsten Touren, die man von der Farm aus unternehmen kann.
Ich besuchte den Gamsberg in den Jahren 2001 und 2010.
Früh am Morgen geht es los. Die breite Pad nimmt uns auf - immer dem Horizont entgegen.
Bald schon verlassen wir die gut ausgebaute Pad und der Gamsberg rückt näher.
Neugierig beobachten zwei Oryx-Antilopen die Gäste in ihrem Revier.
Bald erreichen wir das verschlossene Gatter am Beginn der eigentlichen Gamsberg-Auffahrt.
Die deutliche Warnung lässt uns das Abenteuer ahnen, das uns nun bevorsteht.
Nur einige wenige Farmer haben einen Schlüssel zu diesem Gatter. Die Nutzung der extrem steilen, kurvenreichen Pad ist speziell ausgebildeten Fahrern mit Allrad-Fahrzeugen vorbehalten.
Der Allrad-Antrieb wird zugeschaltet und dann geht es los - über 400 Höhenmeter sind nun bis zum Gipfel-Plateau zu bewältigen.
Zuweilen haben wir eine erhebliche Schräglage. Und ich erinnere mich an Schweißperlen auf meiner Stirn, die eindeutig nicht auf die Temperatur zurückzuführen waren.
Immer ruppiger wird die Pad und nur in Schrittgeschwindigkeit geht es voran.
Die Pad auf den Gamsberg wurde in den siebziger Jahren vom Max-Planck-Institut (MPI) für Astronomie gebaut, denn die astronomischen Bedingungen auf dem Gamsberg gelten neben der Atacama-Wüste in Chile als die besten der Welt.
Das MPI für Astronomie führte hier Test-Beobachtungen mit dem Ziel der Errichtung eines Groß-Observatoriums durch. Letztlich wurden die Pläne zu Gunsten des Standortes in Chile aber nicht verwirklicht.
Bis heute befindet sich das Gipfel-Plateau im Besitz des MPI für Astronomie.
Schließlich nehmen wir, einer Rampe gleich, den letzten Aufschwung.
Der Blick zurück verdeutlicht die enorme Steilheit und lässt die grandiose Aussicht bereits erahnen.
Auf dem Gipfelplateau angekommen, hat man zunächst überhaupt nicht den Eindruck, auf einem Berg zu stehen. Vielmehr befindet man sich auf einer weiten Ebene, die etwa 2,5 km lang und durchschnittlich 800 m breit ist.
Die nebenstehenden Aufnahmen wurden von der gleichen Position aus gemacht. Sie zeigen einerseits den Blick über das Plateau und andererseits die Aussicht über die stark zerklüftete Abbruchkante.
Die oberste Schicht des Gamsberges besteht aus einer ca. 20-30 m mächtigen Quarzitschicht, die fast senkrecht abfällt.
Es ist sehr eindrucksvoll, an dieser Abbruchkante entlang zu wandern, wobei man allerdings schon ein wenig schwindelfrei sein und im zerklüfteten Gelände die nötige Vorsicht walten lassen sollte.
Welch eine grandiose Aussicht.
Sprachlos verharre ich angesichts dieser Weite.
Nach Westen reicht der Blick bis in die Gras- und Sandflächen der beginnenden Namib.
Auf der anderen Seite zeigt sich der kleine Gamsberg und einer Mauer gleich die Quarzitschicht.
Die Fahrt auf den Gamsberg lohnt sich aber nicht nur wegen des Abenteuers und der hervorragenden Aussicht.
Geologen finden hier interessante Gesteinformationen, während Botaniker über einen Pflanzenreichtum staunen, den man in dieser außerordentlich trockenen Umgebung, die von extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht geprägt ist, nicht erwarten würde.
Auf dem Gamsberg gibt es eine ganze Reihe endemischer Pflanzen, die schon Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen waren. Der Farmer Walter Straube besitzt ein interessantes Herbarium über die auf dem Gamsberg vorkommenden Pflanzen, das man auf der Farm besichtigen kann.
Auf dem Gamsberg befinden sich heute noch die Gebäude des MPI für Astronomie.
Die Internationale Amateursternwarte (IAS) verfügt heute über die Nutzungsrechte für die Gebäude auf dem Gamsberg.
Im Jahr 2010 hat die IAS auf dem Gamsberg ein Großteleskop mit 71 cm Spiegeldurchmesser installiert. Die mechanischen Komponenten des Teleskops wurden der IAS vom MPI für Astronomie überlassen. Die Optik wurde in Deutschland hergestellt.
Während meines Besuchs auf dem Gamsberg im Jahr 2010 konnte ich das erst wenige Tage vorher montierte Teleskop besichtigen.
Es ist empfehlenswert, den Abstieg vom Gamsberg zu Fuß zu bewältigen, wie ich es bei meinem Besuch tat.
Man erlebt die wilde Landschaft einfach viel intensiver.
Bizarre Felsen aus rotem Granit regen die Phantasie an.
Mal fragt man sich, wie sie im Gleichgewicht bleiben (links), mal glaubt man den Kopf eines Vogels zu sehen (rechts).
Und immer wieder beeindrucken die knorrigen Bäume, die sich an die Felsen krallen.
Kurz bevor der lange Abstieg endet und man wieder das Gatter erreicht, sollte man aufpassen. Denn dann findet man an etwas versteckter Stelle den "Geist des Gamsbergs", einen in eigentümlicher weise "verzierten" Felsblock.
Walter ist zuweilen doch ein Witzbold...